Hendrik Kobell, Zeichner
Seestück mit Schiffswerft, 1773 - 1774
Die alte rückseitige Bezeichnung bezieht sich auf eine Radierung Hendrik Kobells aus dem Jahre 1774.(Anm.1) Es ist in der Tat nicht auszuschließen, dass sich Kobell in seiner radierten Darstellung des aufgedockten Dreimasters auf die vorliegende Zeichnung bezog. Ein topographischer Bezug besteht darüber hinaus zu Kobells aquarellierter Darstellung einer „Schiffswerft auf dem IJ bei Amsterdam“, wo links ein ähnliches „Boomhuijsje“ dargestellt ist wie am rechten Rand unserer Zeichnung.(Anm.2) Zum Schutz der Stadt Amsterdam hatte man die Zufahrtswege auf dem IJ mit einer doppelten Pfahlreihe befestigt, deren Öffnungen nachts durch Ketten oder Schlagbäume – „Boomen“ – geschlossen wurden. Ausgeführt wurde diese Tätigkeit von sogenannten „Boom“-Wächtern, als deren Unterkunft man die „Boomhuijsjes“ auf Pfählen errichtet hatte. Diese malerischen Bauwerke gehörten zum Amsterdamer Stadtbild des 17. und 18. Jahrhunderts und wurden von zahlreichen Künstlern dargestellt.(Anm.3)
Annemarie Stefes
1 Irene de Groot, Robert Vorstmann: Sailing Ships. Prints by the Dutch Masters from the Sixteenth to the Nineteenth Century, Maarssen 1980, Nr. 190; dieser Verweis wurde im Auktionskatalog der Sammlung Ellinckhuysen irrtümlich auf die 1777 datierte Radierung „E Lucro Damnum“ bezogen, ebd. Nr. 186.
2 Amsterdam, Stadsarchief, Sammlung Atlas Dreesmann, Inv.-Nr. Dr II-0013, Abb.-Nr. 010094000134.
3 Vgl. De verzameling Van Eeghen. Amsterdamse tekeningen 1600-1950, Zwolle 1988, S. 82, Nr. 28.