Jan Josephsz. van Goyen, Zeichner

Stadt am Fluss, 1653

Den annähernd dreihundert Zeichnungen aus dem Jahre 1653 stehen lediglich etwa 33 gleichzeitig datierte Gemälde gegenüber. Dies lässt zum einen auf eine in dieser Zeit auffallend hohe Nachfrage nach autonomen Zeichnungen schließen.(Anm.1) Zum anderen ist die Verlagerung der Produktion auf die vergleichsweise schnell und preiswert herzustellende Zeichnung möglicherweise als Reaktion zu verstehen auf die für dieses Jahr dokumentierten finanziellen Schwierigkeiten Van Goyens.(Anm.2)
Bei der vorliegenden Landschaft handelt es sich um eine fiktive, „uyt den gheest“ entworfene Szenerie, für die Van Goyen vermutlich skizzierte Naturaufnahmen verarbeitete.(Anm.3) Die wirkungsvolle Anlage mit dem verschatteten Vordergrund als stimmungsvollem Rahmen für die weitläufige Landschaft war ein vom Künstler gerne verwendetes Kompositionsmodell in den 1640er und 1650er Jahren.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Einführung S. 51. Auch im Œuvre anderer Landschaftszeichner wie z. B. Pieter de Molijn oder Nicolaes Berchem finden sich auffallend viele datierte Zeichnungen aus dem Jahre 1653.
2 Vgl. Marijn Schapelhouman, Peter Schatborn: Dutch Drawings of the Seventeenth Century in the Rijksmuseum Amsterdam. Artists born between 1580 and 1600, London 1998, Nr. 181; Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Einführung S. 19.
3 Vgl. Studien aus dem Skizzenbuch in Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. Ca 52, um 1648, Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Nr. 846, fol. 63 und fol. 102. Vgl. Skizzenbuch von 1650/51, 1957 im Kunsthandel Karl Lilienfeld, New York, ebd. Nr. 847, fols. 43 und 133. Darüber hinaus erinnert die Kirche an die von Van Goyen häufig dargestellte Kirche von Scheveningen, vgl. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1898-A-3759, Beck 1972, Nr. 178, Marijn Schapelhouman, Peter Schatborn: Dutch Drawings of the Seventeenth Century in the Rijksmuseum Amsterdam. Artists born between 1580 and 1600, London 1998, Nr. 156. Zu der Arbeitsweise Van Goyens vgl. Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Ergänzungen zum Katalog der Handzeichnungen und Egänzungen zum Katalog der Gemälde, Bd. 3, Doornspijk 1987, S. 14.
4 Vgl. zwei Gemälde an unbekanntem Standort aus dem Jahre 1645, Beck 1973, Nr. 300 und Nr. 507 mit eng verwandter Kirche im Gegensinn; vgl. auch ein 1650 datiertes Bild in der Sammlung des Duke of Bedford, Woburn Abbey, ebd. Nr. 319 und ein Gemälde von 1655 an unbekanntem Standort, ebd. Nr. 576.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide, Pinsel in Grau; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 120mm x 200mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-199 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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