Gerbrand van den Eeckhout, Nachahmer, Zeichner
Stehender holländischer Knabe in Dreiviertelfigur
Eine gesonderte Werkgruppe im zeichnerischen Œuvre Van den Eeckhouts besteht aus isolierten Figurenstudien, die meist über einer zarten Vorzeichnung in Kreide – gelegentlich auch in Rötel – breit mit dem Pinsel in brauner Farbe getuscht wurden. Diese summarisch erfassten Figuren wurden erstmals von Sumowski mit Van den Eeckhout in Verbindung gebracht, als Werkgruppe rekonstruiert und in die 1650er Jahre gesetzt. Zwar waren einige dieser Zeichnungen bereits in den 1770er Jahren dem Künstler zugeschrieben, doch kursierten auch Zuschreibungen an Nicolaes Maes, Ferdinand Bol, Jan Vermeer, Caspar Netscher und Jean-Honoré Fragonard.(Anm.1)
Das Hamburger Blatt trägt eine alte, auf Van den Eeckhout weisenden Annotation, fällt jedoch in Technik und Stil aus dem Gruppenzusammenhang. Während das Gros der Figurenstudien sich gerade durch die luftig aufgetragenen Brauntöne auszeichnet, dominiert hier stellenweise die Rötelzeichnung über der zurückhaltenderen Lavierung,(Anm.2) und der Gesichtsausdruck wirkt vergleichsweise brav mit leicht sentimentalem Einschlag.
Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass es sich um eine Nachahmung aus dem 18. Jahrhundert handelt. Von Sumowski wurde unser Blatt in seinem Verzeichnis der Eeckhout-Zeichnungen nicht berücksichtigt.
Annemarie Stefes
1 Zu dieser Gruppe Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 3, Dou - Eeckhout, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1980, S. 1686, 1688, 1690; vgl. ebd. Nr. 782 x–797 x.
2 Rötel wurde lediglich auf einer Zeichnung der Gruppe verwendet, jedoch ungleich zurückhaltender als im vorliegenden Fall: Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 75/134, Anne Röver-Kann, Anne Buschhoff: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, S. 54, Nr. 17.