Johannes de Bosch, Zeichner
nach Adriaen van de Velde, Erfinder

Landschaft mit Kuhherde nach Adriaen van de Velde, 1758

Johannes de Bosch war als einziges Mitglied einer kunstliebenden Amsterdamer Mennonitenfamilie selbst als Amateurzeichner tätig. Zwei seiner Verwandten, Jeronimo de Bosch II (1677–1767) und Bernardus de Bosch II (1742–1816) gehörten zu den bedeutenden Zeichnungssammlern des 18. Jahrhunderts, und auch Johannes selbst hinterließ nach seinem Tod eine Sammlung von nahezu 900 Zeichnungen.(Anm.1) Zwei Alben dieser Sammlung enthielten eigene Zeichnungen, die er offensichtlich zum Privatvergnügen und nicht zum freien Verkauf angefertigt hatte.(Anm.2)
Wie rückseitig vom Künstler selbst vermerkt, entstand die vorliegende Zeichnung 1758 als Kopie nach einer 1659 datierten Arbeit des Adriaen van de Velde. Die monochrome Ausführung spricht eher gegen eine gemalte Vorlage. Eine übereinstimmende Van de Velde-Zeichnung ist bislang jedoch nicht bekannt,(Anm.3) doch begegnet die Staffage unserer Zeichnung auf einem Gemälde Van de Veldes in München, und der kahle Baum findet sich ähnlich auf einem in Kopenhagen verwahrten Bild; beide datieren in das Jahr 1660.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Aukt.-Kat. Amsterdam, Bosch 1785; zu der Familie De Bosch vgl. Michiel C. Plomp: Hartstochtelijk verzameld: beroemde tekeningen in de 18de-eeuwse Hollandse collecties, Ausst.-Kat. Haarlem, Teylers Museum, Paris, Institut Néerlandais, Paris, Hôtel Turgot, Paris 2001, S. 9–10.
2 Die Alben N und O, vgl. ebd. S. 88–91. Die Beschreibungen sind jedoch zu allgemein gehalten, als dass unser Blatt identifiziert werden könnte. Vgl. Te Rijdt, in: Cécile Kruyfhooft, Robert-Jan te Rijdt, Gert Jan van der Sman, Janno van Tatenhove: Het Kasteel van Loppem en de Stichting Jean van Caloen, in: Delineavit et Sculpsit 18, 1997, S. 1-63, S. 57; vgl. Michiel C. Plomp: Hartstochtelijk verzameld: beroemde tekeningen in de 18de-eeuwse Hollandse collecties, Ausst.-Kat. Haarlem, Teylers Museum, Paris, Institut Néerlandais, Paris, Hôtel Turgot, Paris 2001, S. 31–32, Nr. XXII..
3 Vielleicht befand sich diese mutmaßliche Vorlage in De Boschs eigener Sammlung: Vgl. Aukt.-Kat. Amsterdam, Bosch 1785, S. 8, Album B, Nr. 62: „Een capitaal Landschap, gestoffeerd op den voorgrond met een herder, dryvende verscheide beesten langs den weg, zeer fraay en fix met de pen en zwart kryt geteekend, en met oost-indisch inkt gewassen, door A. van den Velden“. Diese Van de Velde-Zeichnung variierte ihrerseits Potters „Große Ochsenherde“, die 1771 bei einem Schiffbruch auf dem Weg nach St. Petersburg verloren ging, vgl. Clara Bille: De Tempel der Kunst of het Kabinet van den Heer Braamcamp, Amsterdam 1961, Nr. 167. Gezeichnete Kopien Adriaen van de Veldes nach Potters Gemälde sind auch im Aukt.-Kat. Amsterdam, Tonneman 1754, S. 28, Album F, Nr. 2 und S. 57, Album L, Nr. 13 aufgeführt.
4 München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 569, Frensemeier 2001, Nr. 70; Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Inv.-Nr. KMS3608, ebd. Nr. 51.

Details zu diesem Werk

Feder in Schwarz, grau laviert auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 213mm x 366mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-136 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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