Anonym, Bologna (?), 2. Hälfte 18. Jahrhundert

Befreiung Petri

Die bislang dem 16. Jahrhundert zugeordnete anonyme Zeichnung zeigt eine ikonographisch ungewöhnliche Darstellung der „Befreiung Petri“.(Anm. 1) Denn neben der gewohnten Wiedergabe des von einem Engel aus dem Gefängnis geleiteten Heiligen ist auch ein schlafender Herkules zu erkennen. Dieser ist eindeutig durch sein Löwenfell und die Keule, auf die er sich lehnt, charakterisiert. Er ergänzt die Gruppe der schlafenden Wächter und wird hier in einer ganz unheroischen Haltung wiedergegeben. Diese seltsame Zusammenführung zweier Hauptpersonen von Christentum und Antike ist nicht schlüssig zu erklären. Sie deutet auf eine Auflösung der Jahrhunderte hindurch verbindlichen ikonographischen Vorgaben hin, was am ehesten im ausgehenden 18. Jahrhundert vorstellbar ist. Für eine derartige Einschätzung sprechen auch stilistische Elemente, wie das puppenhafte Gesicht des Engels.(Anm. 2) Hugo Chapman schlug eine versuchsweise Einordnung in den Gandolfi-Umkreis vor.(Anm. 3)

David Klemm

1 Die Herkunft des Blattes ist nicht genau geklärt. Zwar weist die Inventarnummer eindeutig auf die Sammlung von der Hellen (siehe Einleitung), doch ist das Blatt im dortigen Inventar nicht nachweisbar.
2 Ursula Fischer Pace, Rom, ist für die Diskussion dieses Blattes zu danken.
3 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18.1.2007.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun über schwarzem Stift, braun laviert 203mm x 264mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-108 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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