Adolph Menzel

Hof des Hauses von Dr. Wilhelm Puhlmann bei Potsdam, 1844

Für Menzel bedeutete Zeichnen Forschen und Entdecken. In der Zeichnung - zumeist mit dem Bleistift - versicherte er sich der Geschichte wie der Gegenwart, sein unersättliches Auge nahm mit nahezu enzyklopädischem Eifer auch scheinbare Nebensächlichkeiten auf - wie etwa den pittoresken Hinterhof des Puhlmannschen Hauses in Potsdam. Der Blick in den Hinterhof konfrontiert den Betrachter mit Menzels subjektiver Optik, die ganz wesentlich von Ausschnitthaftigkeit und Fragmentierung bei gleichzeitiger Nahsichtigkeit bestimmt ist. Menzels Blick scheint ins Innere vorzudringen, die verschiedenartige Stofflichkeit von Mauern und Dächern erforschend. Mit größter Präzision sind die Oberfläche der ausgebrochenen Mauer des Schuppens und die Dachschindeln wiedergegeben, doch geht Menzel über die bloße Dokumentation des brüchigen Zustands hinaus. Er schafft ein labiles Gleichgewicht zwischen stehenden Mauern und abfallenden, ineinander verschachtelten Dächern, ein Gegeneinander verschiedener Räume und Richtungen, in dem der ganze Hof in Menzels ausschnitthaften, fragmentierenden Blick eingespannt scheint.
Menzel war seit 1836 mit dem Potsdamer Regimentsarzt Dr. Wilhelm Puhlmann befreundet, den er als Vorstandsmitglied des dortigen Kunstvereins kennengelernt hatte. Bei einem seiner zahlreichen Besuche im Hause Puhlmann entstand das Blatt, das Menzel als Vorlage für einen Holzstich in "Werke Friedrichs des Großen" verwendete. Der Holzstich diente zur Illustration von König Friedrichs Brief an Maupertius (Band X, S. 135), in dem ein Brand geschildert wird. Die Zeichnungen für die 200 Holzschnittillustrationen in dem bis 1857 auf 30 Bände angewachsenen Werk hatte Menzel in den Jahren 1843-49 angefertigt.
P.P.

Details zu diesem Werk

Beschriftung: Unten links monogrammiert und datiert: "A. M. / 44." (Bleistift)

Beschriftung fremd: Auf dem Verso in der Mitte bezeichnet: "links Pferdestall im / Hof im Puhlmannschen / Haūs bei Potsdam / Stūdie benūtzt zū dem / Holzschnitt Nr. 90[?] [...] / zū den Werken Friedrichs des / Großen = [...?]}" (Bleistift)

Adolph Menzel (1815 - 1905), 1844 - ? (1); [...] (2); Kunsthandlung Fritz Gurlitt (1854 - 1893), Berlin, ? - mind. 1895 (3); [...] (4); Auktion Hauswedell, Nr. 92, Hamburg, 9.5.1959 (5); Ankauf von dort mit Mitteln der Campe'schen Historischen Kunststiftung, 1959 (6); Gelistet in lostart.de, seit 2003 (7)

1) Es ist zu klären, wann, wie, an wen und für wie viel Menzel das Werk verkaufte oder gab.
2) Bislang unbekannte Provenienz/en.
3) Hermann Knackfuß: Menzel, Bielefeld 1895, S. 19, Abb. S. 25.
4) Bislang unbekannte Provenienz/en.
5) Aukt.Kat. Graphik. Handzeichnungen. Gemälde. Plastik. Dekorative Graphik. Landkarten. Städteansichten, Auktion 86, 9.5.1959, Ernst Hauswedell, Hamburg 1959, Nr. 92.
6) HAHK: 32-223.6 Slg. 2 Ankäufe für das Kupferstichkabinett 1.1.53 - 31.3.62.
7) Lost Art-ID: 5000001589

Stand: 2003, zuletzt 5.5.2021, Ute Haug.
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Deutsche Malerei im 19. Jahrhundert. Eine Ausstellung für Moskau und Leningrad; Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt, 1975, S. 91, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 46

Menzel. Der Beobachter, Herausgeber: Werner Hofmann; Hamburger Kunsthalle, 1982, S. 53, Abb. S. S. 53, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 10

Die Campe'sche Historische Kunststiftung. Erwerbungen seit 1945; Hamburger Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1964, S. 26, Abb. S. 18, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 278

Von Dürer bis Baselitz. Deutsche Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle; Hamburger Kunsthalle, 1989, S. 136-137, Abb., Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 62

Erwerbungen von Alfred Hentzen und Wolf Stubbe. 1955-1969; Hamburger Kunsthalle, 1969, S. o.S., Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 44

Graphik. Handzeichnungen. Gemälde. Plastik. Dekorative Graphik. Landkarten. Städteansichten, Dr. Ernst Hauswedell; Hamburg, 1959, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 92

Menzel, Hermann Knackfuß, 1895, S. 19, Abb. S. 25, Abb.-Nr.

Adolph von Menzel. Das graphische Werk, Herausgeber: ausgewählt von Heidi Ebertshäuser. Vorwort von Jens Christian Jensen. Essay von Max Liebermann, 1976, Abb. S. 840, Abb.-Nr.

Erwerbungen für die Graphische Sammlung in den Jahren 1959 bis 1961, Wolf Stubbe; Herausgeber: Hamburger Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe, 1962, S. 181-182, Abb. S. 9, Abb.-Nr.

Rezension zu: Adolph von Menzel. Das Graphische Werk in zwei Bänden, München 1976, Françoise Forster-Hahn, 1976, S. 495, Abb.-Nr.

Von Runge bis Menzel. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Peter Prange, Petra Roettig, Andreas Stolzenburg u. a.; Hamburger Kunsthalle, 2003, S. 184, Abb. S. S. 185, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 87

Ideas on Paper. 100 Masterdrawings from the collections of the Hamburger Kunsthalle (in griech. Sprache), Peter Prange, Petra Roettig, Andreas Stolzenburg u.a.; Herausgeber: Marilena Cassimatis, Andreas Stolzenburg; Athen, Nationalgalerie, 2003, S. 138, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 56, Abb.

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, Liselotte Möller und Peter Anselm Ridl; Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1962, S. 181, Abb., Abb.-Nr.

Bleistift 125mm x 205mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1959-68 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1850-1900 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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