Peter Paul Rubens, Kopie, Zeichner
(?) Willem Panneels, zugeschrieben, Zeichner
Studienblatt mit Kriegern und stürzenden Pferden
Verso: Sechs männliche Köpfe mit verschiedenen Bedeckungen; flüchtig angelegte Kopfstudie eines Paares
Hier handelt es sich um eine der seltenen Kopien nach frühen Rubens-Zeichnungen.(Anm.1) Ausgangspunkt für die Verso-Zeichnung war ein Blatt mit Kopfstudien des Rubens, das dieser vermutlich nach gemalten oder gestochenen Vorlagen des frühen 16. Jahrhunderts kopierte. Heute ist es Bestandteil des Londoner „Kostüm-Buches“.(Anm.2) Die Köpfe in Feder stehen hier an gleicher Stelle wie auf der Rubens-Zeichnung. Der vorsichtige Strich der Hamburger Zeichnung kennzeichnet die Hand des Kopisten. Drei in Graphit gezeichnete Köpfe rechts blieben unvollendet.
Es ist anzunehmen, dass sich auch die Recto-Studien auf ein frühes Skizzenblatt des Rubens beziehen. Dieses verlorene Original, von Belkin (2009) um 1595 datiert, hat man sich ähnlich einer Zeichnung im Louvre vorzustellen.(Anm.3) Die dort skizzierten Figuren kopieren Vorlagen Jost Ammans, und diesem war auch die Hamburger Zeichnung bei ihrer Erwerbung zugeschrieben. Tatsächlich lassen sich auch die Pferde des Hamburger Blattes auf verschiedene Amman-Holzschnitte aus der deutschen Ausgabe des Flavius Josephus zurückführen.(Anm.4)
Annemarie Stefes
1 Die kürzlich vorgeschlagene Zuschreibung an Willem Panneels, vgl. Anne T. Woollett, Ariane van Suchtelen: Rubens & Brueghel. A working Friendship, Ausst.-Kat. Los Angeles, J. Paul Getty Museum; Den Haag, Mauritshuis, Zwolle 2006-2007, S. 46–47, wurde m. E. zu Recht abgelehnt von Kirstin Lohse Bwelkin: Copies and Adaptations from Renaissance and Earlier Artists. German and Netherlandish Artists, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 36, 1, London/Turnhout 2009, S. 39.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1841,1211.8, erworben nach 1841 und eingefügt zwischen fol. 5 und fol. 6, Kristin Lohse Belkin: The Costume Book, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 24, Brüssel 1980, S. 6, Abb. 23.
3 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 22607, Frits Lugt: École flamande, Musée du Louvre, Cabinet des Dessins. Inventaire général des dessins des Écoles du Nord, Paris 1949, 2 Bde., Nr. 1119; weitere Rubens-Zeichnungen nach Vorlagen Ammans und Stimmers befinden sich in gleicher Sammlung: Inv.-Nr. 22605 und Inv.-Nr. 22604, Frits Lugt: École flamande, Musée du Louvre, Cabinet des Dessins. Inventaire général des dessins des Écoles du Nord, Paris 1949, 2 Bde., Nr. 1116 und 1118.
4 Kirstin Lohse Bwelkin: Copies and Adaptations from Renaissance and Earlier Artists. German and Netherlandish Artists, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 36, 1, London/Turnhout 2009, Bd. 1, S. 92–93 mit einer genauen Zuordnung der einzelnen Motive, vgl. ebd. Bd. 2, Abb. 9–13.