Johann Jacob von Sandrart, Zeichner
Anonym (deutsch, 18. Jahrhundert), ehemals zugeschrieben

Illustrationen zum 2. Buch der Könige, um 1680/85

Bei dem bisher einem anonymen Augsburger Meister des 18. Jahrhunderts zugewiesenen Blatt handelt es sich um die Vorzeichnung für einen mit zwölf alttestamentarischen Szenen illustrierten Zwischentitel in der 1686 in Nürnberg von den Erben des Verlegers und Buchdruckers Johann Andreas Endter (1562– 1630) herausgegebenen Bilderbibel.(Anm.1) Die Vorlage stammt von Johann Jacob von Sandrart, gegenseitig gestochen wurde sie von Leonhard Heckenauer II (um 1650/60-um 1704).(Anm.2) Dargestellt sind die sechs oberen Szenen aus dem zweiten Buch der Könige, die in der Zeichnung allerdings nicht der chronologischen Abfolge des biblischen Geschehens entsprechen, die richtige Abfolge ist erst durch den gegenseitigen Stich gewährleistet worden. In der Zeichnung sind oben von rechts nach links dargestellt: Plünderung des Aramäerlagers (Kap. 7, Vers 16–20); Ermordung Isebels (Kap. 9, Vers 30–37); Tod des Elischa (Kap. 13, Vers 14–21). Unten von rechts nach links: Einleitung zur Regierung des Hiskija (Kap. 18, Vers 4 ?); Sancheribs Niederlage und Tod (Kap. 19, Vers 35); Krankheit und Heilung des Hiskija (Kap. 20, Vers 1-7).
Die Bibel enthält insgesamt 18 durchnummeriete Zwischentitel mit elf bzw. zwölf Szenen jeweils zu den ihnen folgenden biblischen Büchern. Die gezeichneten Vorlagen lieferte Sandrart, gestochen wurden sie außer von ihm selbst (Hollstein 164 und 165) und Heckenauer noch von August Christian Fleischmann (um 1685-um 1732) und Gabriel Ehinger (1652–1736).(Anm.3)
Weitere Vorzeichnungen von Sandrart zum ersten Buch Mosis befinden sich in Frankfurt.(Anm.4)

Peter Prange

1 BIBLIA, Das ist: Die gantze Schrifft, Altes und Neues Testaments Teutsch / Doctor Martin Luther, […], 2 Bde, Nürnberg 1686.
2 Ebd., gegenüber S. 378. Die bei Hollstein 190 (Bd. XIII) genannte Bilderbibel scheint eine andere, 1717 bei Endter erschienene Ausgabe zu sein, für die neben Heckenauer offensichtlich noch weitere, in der Ausgabe von 1686 nicht genannte Stecher gearbeitet haben. Die Abbildungen wurden auch noch in einer 1720 bei Endters Erben erschienenen Bibel verwendet, dort vor S. 331.
3 Vgl. Stefan Strohm: Deutsche Bibeldrucke 1601–1800, Teil 1, 1601–1700. Die Bibelsammlung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, 2. Abt., Bd. 2, 1. Teil, Stuttgart 1993, S. 252–254, Nr. E 910.
4 Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 13339–13347, vgl. Edmund Schilling: Städelsches Kunstinstitut Frankfurt am Main. Katalog der deutschen Zeichnungen. Alte Meister, München 1973, S. 88–89, Nr. 528–536, Taf. 97–98, dort noch nicht als Illustrationen für die Endter-Bibel identifiziert.

Details zu diesem Werk

Feder in Schwarz, grau laviert, mit Rötel quadriert 188mm x 236mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1957-140 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback