Adam Frans van der Meulen, Werkstatt, Zeichner

Kompositionsplan für ein Schlachtenbild

Auch diese Zeichnung lässt sich nicht mit Gewissheit Van der Meulen zuschreiben. Zwar verbindet der Figurenstil grundsätzlich mit eigenhändigen Zeichnungen, etwa dem „Lager vor Cambrai“, der „Armee Ludwigs XIV vor Fives bei Lille“ oder der „Ansicht von Béthune“.(Anm.1) Jedoch unterscheidet sich unser Blatt in der gesäuberten Linienführung und der Verwendung von Feder und Tusche von diesen flott mit Graphit bzw. Rötel gearbeiteten Zeichnungen. Ungewöhnlich ist auch die Griffelung von der Rückseite her: Während sich die Griffelspuren recto nur stellenweise als feine Erhebungen abzeichnen, sind sie auf der Rückseite als Negativeinschnitte deutlich besser zu erkennen. Beides deutet auf Werkstattbeteiligung; allenfalls die Vorzeichnung in Graphit wäre dem Meister selbst zuzuweisen.(Anm.2) Die Frage, ob die Darstellung als Pause von einer unbekannten Vorlage abgenommen wurde, oder ob die Recto-Zeichnung mithilfe des Griffels übertragen werden sollte, ist schwer zu beantworten. Größtenteils stimmen die Griffelspuren mit den Konturen der Federzeichnung überein,(Anm.3) während sie von den mit Graphit gezeichneten Konturen stellenweise abweichen, etwa im Baumschlag oder bei einzelnen Reiterfiguren im Hintergrund. Andererseits wurden auch die lediglich mit Graphit angelegten Bodenstrukturen links von der Mitte gegriffelt. Dies deutet eher darauf hin, dass die Griffelung nach Vollendung der Zeichnung vorgenommen wurde. Vermutlich diente sie der Übertragung für einen seitengleich ausgerichteten Stich oder für eine gezeichnete Darstellung im Gegensinn.(Anm.4)
Verwandte Kompositionen begegnen auf Gemälden wie der „Belagerung von Besançon“, das mit Van der Meulens Schüler Jean-Baptiste Martin in Verbindung gebracht wurde.(Anm.5) Fehlende topographische Bezugspunkte erschweren jedoch die genaue Bestimmung unseres Blattes.

Annemarie Stefes

1 Paris, Mobilier National, Inv.-Nr. 37 und Inv.-Nr. 135, Thea Vignau-Wilberg: Das Land am Meer: holländische Landschaft im 17. Jahrhundert, Ausst.-Kat. München, Staatliche Graphische Sammlung, München 1993, Abb. S. 104 bzw. A la gloire du Roi. Van der Meulen, peintre des conquêtes de Louix XIV, Ausst.-Kat. Dijon, Musée des Beaux Arts, Luxemburg, Musée d’Histoire de la Ville de Luxemburg, Paris 1998, Nr. 101D; Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. RF 4891, A la gloire du Roi. Van der Meulen, peintre des conquêtes de Louix XIV, Ausst.-Kat. Dijon, Musée des Beaux Arts, Luxemburg, Musée d’Histoire de la Ville de Luxemburg, Paris 1998, Nr. 52 L; vgl. auch die gemalte Studie zur „Einnahme von Naerden“ in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1898-A-3960.
2 Der perspektivisch wegkippende Wagenzug im Hintergrund wurde vermutlich später hinzugefügt.
3 Nur bei den Zelten im Hintergrund finden sie sich etwas seitlich versetzt von den Federkonturen.
4 Vgl. die „Ansicht von Besançon“ von Adriaen Frans Boudewijns, Dijon, Musée des Beaux-Arts, A la gloire du Roi. Van der Meulen, peintre des conquêtes de Louix XIV, Ausst.-Kat. Dijon, Musée des Beaux Arts, Luxemburg, Musée d’Histoire de la Ville de Luxemburg, Paris 1998, Abb. 101.
5 Besançon, Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie, Inv.-Nr. D.947.3.1, A la gloire du Roi. Van der Meulen, peintre des conquêtes de Louix XIV, Ausst.-Kat. Dijon, Musée des Beaux Arts, Luxemburg, Musée d’Histoire de la Ville de Luxemburg, Paris 1998, Nr. 102.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun über Graphit, stellenweise Rötel, auf gelblichem Papier; auf dem Verso Griffelspuren 160mm x 344mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1953-126 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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