Johann Georg Wagner, Umkreis, Zeichner

Der Racheschwur des Brutus

Die inhaltlich bisher unbestimmte Szene stellt den Tod der Lucretia dar, allerdings ist nicht der Moment der Schändung Lucretias durch Sextus Tarquinius oder ihr Selbstmord gezeigt, sondern der Racheschwur des Brutus. Gavin Hamilton (1723–1798) hatte 1763/64 diesen Darstellungstypus begründet und damit zahlreiche Nachfolger gefunden, als er auf seinem Gemälde den Racheschwur des Brutus in den Vordergrund stellte.(Anm. 1) Diesen Typus übernimmt auch die vorliegende Zeichnung, auf der Brutus den Dolch, den er aus der hingesunkenen Lucretia herausgezogen hat, hält und entschlossen schwört, die Königsherrschaft des Tarquinius zu zerstören.(Anm. 2)
Das Blatt könnte von Johann Georg Wagner oder aus seinem Kreis stammen, dem ein stilistisch ähnliches Blatt mit einem weinenden und einem römischen Krieger in Wien allerdings nur zugeschrieben ist.(Anm. 3)

Peter Prange

1 Vgl. Robert Rosenblum: Gavin Hamilton’s ‘Brutus’ and its aftermath, in: The Burlington Magazine 103, 1961, S. 8–16.
2 Siehe auch die ähnliche Version von Johann Heinrich Ramberg in Weimar, Klassik Stiftung Weimar und Kunstsammlungen, Graphische Sammlung, KK 2826.
3 Wien, Albertina, Inv.-Nr. 7544, vgl. Hans Tietze, Erika Tietze-Conrat, Otto Benesch, Karl Garzarolli-Thurnlackh: Die Zeichnungen der deutschen Schulen bis zum Beginn des Klassizismus. Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Bd. IV, hrsg. v. Alfred Stix, Wien 1933, S. 135, Nr. 1572.

Details zu diesem Werk

Feder in Grau und Graphit auf gelb aquarelliertem Papier, laviert, mit weißer Deckfarbe gehöht 417mm x 505mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1951-261 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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