Karel Dujardin, Zeichner
Paulus Potter, ehemals zugeschrieben, Zeichner

Liegendes Schwein nach links, um 1652

Diese Zeichnung wurde als Arbeit des Paulus Potter erworben, vermutlich aufgrund verwandter Tierstudien wie dem „Liegenden Schwein“ in schwarzer Kreide.(Anm.1) Die kürzer gestrichelte Schraffur deutet jedoch auf andere Hand: Urheber der Zeichnung war Karel Dujardin, der das Motiv für seine Radierung „Drei schlafende Schweine“ verwendete (H. 8, 1652). Unser Blatt diente als unmittelbare Vorarbeit (vgl. Inv.-Nr. 34132). Mithilfe des Abklatschverfahrens wurde das ursprünglich nach rechts gerichtete Tier in den Gegensinn übertragen, um es auf der gedruckten Fassung seitengleich mit dem verlorenen Erstentwurf erscheinen zu lassen.
Schweine waren ein unter niederländischen Stechern beliebtes Motiv, wohl abgeleitet aus dem Thema des „Verlorenen Sohnes als Schweinehirt“.(Anm.2)
Sicher standen dem Künstler Werke Potters einflussgebend vor Augen, womit auch die alte Fehlzuschreibung zu erklären wäre. Potter und Dujardin werden einander in den frühen 1650er Jahren in Amsterdam begegnet sein, mindestens aber kannte Dujardin die Radierungen des nur wenig älteren Potter.(Anm.3)
Neben Potters Einfluss verarbeitete Dujardin offensichtlich auch Anregungen Rembrandtscher Druckgraphik, wie an der Gegenüberstellung mit Rembrandts in Umriss und Kopfhaltung verwandter „Liegender Sau“ von 1643 deutlich wird (H. 157).

Annemarie Stefes

1 1644, Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. PP 4, Amy L. Walsh, Edwin Buijsen, Ben Ausst.-Kat. Poughkeepsie 1976: Paulus Potter. Paintings, Drawings and Etchings, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Den Haag 1994, bei Nr. 44, Abb. 1.
2 Amy L. Walsh, Edwin Buijsen, Ben Ausst.-Kat. Poughkeepsie 1976: Paulus Potter. Paintings, Drawings and Etchings, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Den Haag 1994, S. 105.
3 Marit Gruijs: De tekeningen van Karel Dujardin (1626-1678), Diss. Univ. Utrecht 2003, S. 18–19.

Details zu diesem Werk

Rötel (Gegendruck); Einfassungslinien (Feder in Braun; auf dem alten Unterlegkarton mit Bleistift und Pinsel in Grau) 47mm x 88mm (Bild) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1941-11 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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