Heinrich Reinhold
Der Watzmann von Berchtesgaden aus, August 1818
Das vollständig ausgearbeitete zeigt den Blick auf den Watzmann von Berchtesgaden aus, wahrscheinlich von der Straße zwischen Au und Berchtesgaden. Das Blatt entstand in der zweiten Augusthälfte 1818, als Reinhold zusammen mit Johann Adam Klein, Johann Christoph Erhard, Ernst Welker und seinem Bruder Friedrich Philipp Berchtesgaden von Salzburg aus besuchte. Von derselben Wanderung stammt auch Erhards von einem ähnlichen Standort aufgenommene Ansicht (vgl. Inv. Nr. 23162), die in der zeichnerischen Durcharbeitung Reinholds Blatt sehr ähnlich ist, was vor allem die nahezu identische Wiedergabe des Watzmannmassivs verdeutlicht. Bei aller handschriftlichen Übereinstimmung hat Reinhold sein Blatt jedoch in einem ruhigen und gleichmäßigen Rhythmus gezeichnet, der keinen Unterschied zwischen Zentrum und Peripherie macht. Erhard dagegen verdichtet sein Blatt zum Zentrum, wo die Schwärze der Bäume eine haptische Präsenz erreicht, die sich zum Rand hin verflüchtigt; dort bleibt die Anlage skizzenhaft frei und angedeutet. Reinhold strebt nicht die kristalline Schärfe Erhards an, die zur Stilisierung und Abstraktion neigt; er bleibt näher an der Natur.
Ein ebenfalls in der Umgebung von Berchtesgaden auf dem Weg zum Königssee entstandenes Blatt, das sich kürzlich im Kunsthandel befand (Anm. 1), ist Heinrich Reinhold zugeschrieben worden, doch ist seine Autorschaft nicht sicher; in dem fedrigen Blattwerk lässt sich eher die Hand seines Bruders Friedrich Philipp erkennen.
Peter Prange
1 Friedrich Philipp Reinhold (?), Landschaft bei Berchtesgaden, Bleistift, 296 x 425 mm; vgl, Galerie Gerda Bassenge, Berlin, Auktion 95, 4.6.2010, Nr. 6411, Abb.