Philipp Otto Runge, Zeichner
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler, Erfinder

Madonna mit Kind und dem Johannesknaben (nach Raffael); zwei Kopfskizzen (unten), 1799

Das Blatt, das in der Bleistift- und Pinselzeichnung unterschiedliche Stufen der Ausarbeitung nebeneinander zeigt, entstand Daniels Beschriftung zufolge nach Raffael; Vorbild war wohl ein Stich von Nicolas de Larmessin III nach der sogenannten „Madonna del Passeggio“ (Anm. 1), der sich im „Recueil Crozat“ befindet (Anm. 2). Aus ihm hat Runge die zentrale Figurengruppe der Madonna mit dem Jesus- und Johannesknaben herausgegriffen. Die unterschiedliche Behandlung der Figuren belegt Runges vornehmliches Interesse an der Interaktion zwischen Jesus- und Johannesknaben, die ihn bereits in seinen Adaptionen der Hl. Familie (vgl. Inv. Nr. 34253 und Inv. Nr. 34254) beschäftigt hatte, und die zu Beginn seines Aufenthalts in Kopenhagen wieder aufgenommen wurde (vgl. Inv. Nr. 34245 und Inv. Nr. 34255).
Für die Studie eines männlichen Kopfes auf der Rückseite hatten Berefelt und Traeger als Vorlage eine Gipsstudie Hardorffs und die Entstehung der Zeichnung noch in Hamburg vermutet; sie zeigt denselben Kopf wie auf Inv. Nr. 1938-60 verso, bei dem es sich um die Nachzeichnung nach einem Gipsabguss eines antiken Satyrkopfes handelt, der sich in der Akademie in Kopenhagen befand (vgl. Inv. Nr. 1938-60 verso).
1 Der von Klemm 2010, S. 78, Anm. 21, angenommene Stich von Jean Pesne ist als Vorlage auszuschließen, da dieser das Geschlecht des Jesusknaben verhüllt zeigt, während Runge ihn nackt darstellt.
2 Im Besitz Hardorffs befanden sich 80 Kupferstiche aus dem „Cabinet Du Roy“ und dem „Recueil Crozat“, vgl. Verzeichniss der Kupferstiche, Radirungen, Handzeichnungen, Kupferwerke und Kupferplatten aus dem Nachlasse des Malers Gerd Hardorff, welche am 25. Und 26. October […] durch den Kunstmakler C. Meyer […] versteigert werden sollen, Hamburg 1864, S. 29, Nr. 427. Vgl. auch Verzeichniss einer werthvollen Sammlung Oelgemälde alter Meister, nebst einigen Kupferstichen und Radirungen, Kupferwerken und Büchern, aus dem Nachlass des Malers G. Hardorff, welche am 18. Juni d. J. […] durch den Auct. Chr. Meyer […] verkauft werden soll, Hamburg 1867, S. 10, Nr. 75.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Braun über Bleistift 434mm x 340mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1938-136 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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