Philipp Otto Runge
Weiblicher Kopf mit Turban, aufblickend (Kopie nach unbekanntem Vorbild)
Das Blatt entstand wohl nach einer bisher nicht identifizierten Stichvorlage im Typus der hl. Cäcilie (Anm. 1) oder der Sybillendarstellungen von Guido Reni, doch kann auch eine Vorlage nach Domenichino nicht ausgeschlossen werden. Die malerische Ausführung lässt an ein zeitgenössisches Schabkunstblatt als Vorlage denken – wofür auch die ovale Form ein Indiz wäre -, doch könnte in den verdichteten Kreuzlagen bei Runge im Hintergrund das Vorbild eines Kupferstichs erkennbar sein. Stubbe schlug aufgrund des Wasserzeichens eine Entstehung des Blattes erst in Dresden vor (Anm. 2), doch spricht die Existenz einer Zeichnung von Hardorff in dessen Nachlass (Anm. 3) nach der gleichen Vorlage für eine Entstehung in Hamburg in dessen Werkstatt.
Peter Prange
1 Vgl. Guido Reni und der Reproduktionsstich, Ausst.-Kat. Graphische Sammlung Albertina, Wien 1988, S. 54-55, Abb.
2 Stubbe 1974, S. 20.
3 Gerdt Hardorff, Aufblickender Frauenkopf mit Turban im Oval, schwarze Kreide, weiß gehöht, auf bräunlichem Papier, 419 x 356 mm, Nachlass Siegen, vgl. Vagt 1984, S. 310, Nr. 341.