Philipp Otto Runge, Zeichner
nach Bénoit Audran, Stecher
nach Daniele da Volterra, eigentlich Daniele Ricciarelli, Erfinder, Maler

David und Goliath, 1798

Wolf Stubbe wies darauf hin, dass Runge zwei 1716 und 1717 entstandene Stiche des Benoit Audran nach Daniele da Volterras zwei Gemälden „David und Goliath“ (Anm. 1) benutzte, die man damals Michelangelo zuschrieb (Anm. 2). Berefelt hatte noch eine Entstehung der Blätter zu Beginn des Aufenthalts in Kopenhagen in Erwägung gezogen (Anm. 3), doch lassen sich Runges Zeichnungen aufgrund der Papiere – sie tragen das Wasserzeichen „C & J H“, das auf anderen frühen, in Hamburg entstandenen Zeichnungen festzustellen ist – und auch stilistisch in die Hamburger Zeit datieren. Die Betonung des Umrisses und eine plastisch modellierende, glatte Zeichenweise schließen direkt an Runges mit dem Pinsel ausgeführten Kopien nach Aquilas Stichen der Galleria Farnese an (vgl. Inv. Nr. 1938-89). Deshalb bezweifelt Traeger zu Recht Daniels Datierung „1798“ auf Inv. Nr. 1938-115; eine Entstehung erst 1799 ist insgesamt schlüssiger. Die Stiche Audrans befanden sich in der Kupferstichsammlung Johann Michael Speckters (Anm. 4), wo sie Runge kopiert haben dürfte.

Peter Prange

1 Daniele da Volterra, David und Goliath, Öl/Lw, je 133 x 172 cm, Fontainebleau, Musée National du Chateau de Fontainebleau, vgl. Roberto Paolo Ciardi/Benedetta Moreschini: Daniele Ricciarelli. Da Volterra a Roma, Mailand 2004, S. 224, Abb.
2 Stubbe 1974, S. 18.
3 Berefelt 1960, S. 162.
4 Nachlass Johann Michael Speckter, vgl. Verzeichniss der Kupferstichsammlung des Herrn J. M. Speckters in Hamburg. Erste Abtheilung, Italienische und Englische Schule, welche Mittwochs, den 24. April 1822 in Leipzig im rothen Collegio öffentlich versteigert wird, S. 14, Nr. 210.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Grau, Bleistift 317mm x 423mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1938-115 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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