Nicolas Dorigny, Radierer, Verleger, Zeichner
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler, Erfinder

Jupiter / "Jupiter", 1695

Aus: "Raphaelis Sanctÿ Vrbinatis Planetarium opere musiuo elaboratum Romӕ in sacello Chisiorum Templi B. V. Mariӕ de Populo", Rom 1695, Blatt 3

Agostino Chigi war als Bankier des Papstes einer der wohlhabendsten Bürger Roms. Er war zudem humanistisch gebildet, Antikensammler, Bauherr und Mäzen von hohem Zuschnitt. Er wurde nach den Päpsten zu einem der wichtigsten Auftraggeber Raffaels. Besondere Aufmerksamkeit verdienen Bau und Ausstattung der Familienkapelle der Chigi in der am damaligen nördlichen Stadtrand gelegenen Kirche S. Maria del Popolo. Raffael entwarf ab 1512 nicht nur die Architektur, sondern auch die komplette Ausstattung der Kapelle, darunter Skulpturen und die etwa 1516 vollendeten Deckenmosaiken. Die von Raffael als wegweisendes Gesamtkunstwerk konzipierte Kapelle blieb bei seinem Tod unvollendet - das Hochaltargemälde sowie zwei Skulpturen (diese von G. L. Bernini) kamen erst später hinzu.
Die von Raffael entworfenen und von Luigi de Pace ausgeführten Deckenmosaiken zeigen im Zentrum Gottvater, der die heimkehrenden Seelen empfängt (vgl. Inv.-Nr. 19538h). Darum sind acht trapezförmige Felder angeordnet. Sie zeigen die Planetengötter mit den Tierkreiszeichen und jeweils einem Engel. In dieser Anordnung könnte sich der Einfluss Platons zeigen, der die Herkunft der menschlichen Seele aus der Sphärenwelt und ihre Heimkehr dorthin benannt hatte.(Anm. 1) Die Tierkreiszeichen sind Symbole des Übergangs von der irdischen Welt zum ewigen Leben. Die Ikonographie der Kapelle zeigt damit eine für die Renaissance typische Chrisitanisierung antiker religiöser Vorstellungen.(Anm. 2) Trotz der großen Bildmächtigkeit von Raffaels Erfindungen, fanden diese offenbar erst im späten 17. Jahrhundert die Aufmerksamkeit der Reproduktionsgraphiker. Der damals in Rom tätige französische Kupferstecher radierte 1695 eine komplette Folge, die bereits kurz nach ihrem Erscheinen hohes Ansehen genoss.(Anm. 3). Zur weiteren Rezeption der Grabkapelle vgl. die 1839 edierte Folge von Ludwig Grunder (Inv.-Nr. kb-1863-85-523-8).

David Klemm


1 Vgl. Ausst.-Kat. Raffael zu Ehren, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden 1983, S. 81-82.
2 Ebd.
3 Vgl. Corinna Höper: Raffael und die Folgen. Das Kunstwerk in Zeitaltern seiner graphischen Reproduzierbarkeit, Ostfildern-Ruit 2001, S. 335.

Details zu diesem Werk

Radierung 235mm x 211mm (Bild) 290mm x 218mm (Platte) 340mm x 266mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 19358b Sammlung: KK Druckgraphik, Frankreich, 15.-18. Jh. © Bildarchiv Hamburger Kunsthalle / bpk, CC-BY-NC-SA 4.0

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