Jacob de Wit, Zeichner

Die Aufnahme des Ganymed in den Olymp - Deckenentwurf für das Haus Prinsengracht 15 in Den Haag, 1734

Wie auf Inv.-Nr. 1918-87 wird hier die Aufnahme des von Jupiter in Gestalt eines Adlers entführten Knaben Ganymed in den Kreis der olympischen Götter dargestellt. Eindeutig lassen sich von links Merkur, Venus, Mars, Apoll – neben Diana? – und Bacchus identifizieren; am rechten Rand ist Neptun, im Hintergrund hinter dem Regenbogen die Götterbotin Iris zu erkennen.
Wie auf Inv.-Nr. 1939-18 dokumentierte der Künstler auch hier den konkreten Werksbezug durch eine rückseitige Beischrift: Das Blatt entstand 1734 als Deckenentwurf für den Haager Ratsherr und Postmeister Jan Hudde Dedel (1702–1777).(Anm.1) Umgesetzt wurde das Konzept wohl erst 1736, folgt man der Beischrift auf De Wits in Leiden verwahrten Entwürfen zu den zugehörigen Eckstücken in Grisaille.(Anm.2) Auch zu Inv.-Nr. 1928-183 existierte offensichtlich ein gemalter „modello“, der auf der Nachlassauktion des Künstlers identifiziert werden kann.(Anm.3)
Ob sich aus dem Thema der Deckenmalerei ein biographischer Bezug ableiten lässt – Jochen Wagner zog eine Parallele von der verantwortlichen Stellung des Ratsherren zu dem „Ehrendienst“ des Mundschenks – sei dahingestellt.(Anm.4) Am ehesten wäre die Aufnahme in den Olymp gleichnishaft für die himmlische Belohnung eines verdienstvollen Erdenlebens zu interpretieren.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 „Großer Plafond 1739 für den Edlen gestrengen Herrn Jan Hudde Deedel, Schöffe [oder Ratsherr] und Postmeister im Haag“.
2 Adolph Staring: Jacob de Wit 1695-1754, Amsterdam 1958, S. 149: „4 Hoek stukken int graeuw by de blaffon voor dWelgestrengen Heer Jan Hudde deedel ins Haeghe geschildert 1736“; die Vorzeichnungen werden in Leiden verwahrt, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK 2126 und PK 2127. Das eigentliche Deckenbild befand sich bis 1950 in der Sammlung des Alfons von Rothschild in Wien, vgl. Adolph Staring: Jacob de Wit 1695-1754, Amsterdam 1958, S. 84.
3 Aukt.-Kat. Amsterdam, De Wit 1755, S. 16, Nr. 128, unter der Rubrik „Schilderyen“: „Een dito [extra fraay Blaffonstukje] voor den Welëdelen Heer Jan Hudde Dedel, in ’s Hage“, vgl. Adolph Staring: Jacob de Wit 1695-1754, Amsterdam 1958, S. 84 und 160.
4 Eckhard Schaar: Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, S. 191.
5 Vgl. Adolph Staring: Jacob de Wit 1695-1754, Amsterdam 1958, S. 93–94 zu der Beliebtheit deifizierter Sterblicher im Dekorationsprogramm De Wits, z. B. Psyche, Aeneas und Herkules.

Details zu diesem Werk

Feder in Grau und Braun über Rötel, aquarelliert; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 256mm x 348mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1928-183 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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