Die Zeichnung gelangte als anonyme florentinische Arbeit des 17. Jahrhundert in die Sammlung und blieb seitdem unbeachtet. Morassi hielt bei einem Besuch des Kabinetts in den 1920er Jahren eine Entstehung im Umkreis der Zuccari für möglich.(Anm.1) Allerdings lassen sich derartige architektonisch angelegte Zeichnungen bei den Brüdern Zuccari nicht nachweisen.
Christel Thiem schlug per Kartonnotiz eine bolognesische Herkunft aus dem frühen 17. Jahrhundert vor, wobei sie an Francesco Brizio dachte. Auch diese Zuweisung lässt sich mit gesicherten Zeichnungen des Künstlers nicht schlüssig verbinden. Interessant ist allerdings, dass der Bezug zu Bologna noch durch eine zweite, anonyme Kartonnotiz hergestellt wurde.
Denkbar erscheint auch eine Zuordnung zum Florentiner Kunstkreis der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufgrund der z. B. an den Palazzo Pitti erinnernden kraftvollen Architekturgliederung. Die antiklassischen Züge der Anordnung sind z. B. am von einer Säule ‚bedrängten‘ Giebel greifbar. Spätmanieristisch mutet auch die gelängte Figur an.
Eine genauere Zuordnung ist bislang nicht möglich. Generell sind Ausblicke aus rahmender Architektur hinaus und in Gartenanlagen hinein in der italienischen Zeichenkunst vor dem 18. Jahrhundert selten nachweisbar.

David Klemm

1 Notiz im Archiv des Kupferstichkabinetts.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung fremd: Auf dem Verso Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233); oben rechts bezeichnet: "Elsz.[?] Ende XVI. Jhdt." (Bleistift); Umrißskizze (Feder in Schwarz); unterhalb davon bezeichnet: "Canaletto / 1724-1780 / 78728 / JS" (Bleistift)

• Wasserzeichen / Kettenlinien

  WZ(auf Kaschierung) WZ: Wappenschild mit sechs „Palle“ darin (Wappen der Familie Medici); nicht identifiziert.

• Provenienz

  Erworben vom Kunsthandel Caspari, München

• Bibliographie

  Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, David Klemm; Herausgeber, 2009, S. 413, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 636