Rembrandt Harmensz. van Rijn

Die Flucht nach Ägypten, um 1652

Etwa zwei Jahre nach der tiefdunklen Radierung zum gleichen Thema schuf Rembrandt eine weitere Darstellung der Flucht nach Ägypten, die ganz anders aussieht als jene Nachtszene (vgl. Inv.-Nr. 6163). Dieses Mal ist die Heilige Familie bei Tag unterwegs. Wieder führt Joseph den Esel, auf dem Maria mit dem Kind sitzt. Ihr Weg führt aus einem Wald heraus einen steinigen Abhang hinab. Vor der Heiligen Familie erhebt sich ein bewaldeter Hügel, im Hintergrund erstreckt sich ein weites Tal, das den Blick auf eine Stadt in der Ferne freigibt. So viel ist in der Landschaft zu entdecken, dass die kleine Reisegruppe rechts im Bild auf den ersten Blick kaum auffällt. Ein Grund für die deutlichen Unterschiede zu der älteren Darstellung liegt darin, dass Rembrandt hier eine Druckplatte seines Künstlerkollegen Hercules Seghers genommen und weiter bearbeitet hat. Allerdings hatte Seghers Tobias und den Engel dargestellt. An ihre Stelle setzte Rembrandt nun seine Heilige Familie auf der Flucht. Dafür musste er die beiden Figuren in Seghers' Platte quasi auslöschen, d. h. im Metall wegschaben und seine eigenen Figuren neu hineinritzen. Um diese Veränderungen unauffällig zu machen und stimmige Übergänge zu schaffen, setzte er seine Heilige Familie vor hohe Bäume.

Uta Kuhl

Details zu diesem Werk

Radierung, Kupferstich und Kaltnadel 212mm x 284mm (Platte) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1920-245 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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