Giulio Campi (Umkreis)
Satyr und Putten
Das Blatt wurde von Georg Ernst Harzen dem Giulio-Romano-Umkreis zugeordnet, doch zog der Hamburger Sammler offensichtlich auch Giulio Campi als Urheber in Erwägung.(Anm.1) Später wurde das Blatt dann unter den anonymen italienischen Zeichnern des 16. Jahrhunderts abgelegt. Philip Pouncey nahm die Spur nach Cremona wieder auf, als er das Blatt als eine Nachzeichnung nach Giulio Campi ansah.(Anm.2) Dabei dachte er sicherlich an dessen von Putti belebte Friese, die sich mehrfach in Cremoneser Kirchen finden. Pouncey selbst hat Campi einen in ähnlicher Technik ausgeführten Fries voller lebhafter Putti in der Fondation Lugt zugeschrieben und mit S. Sigismondo bei Cremona in Verbindung gebracht.(Anm.3) Trotz gewisser Ähnlichkeiten ist der Bezug zu Campi-Zeichnungen nicht voll überzeugend, was auch an der etwas festen Zeichenweise des Hamburger Blattes liegt. Eine Entstehung im Umkreis des Cremonesen ist aber sehr wohl denkbar.
Möglicherweise geht das Motiv direkt auf eine bislang nicht nachweisbare Vorlage zurück. Interessanterweise findet sich die identische Komposition auch auf einer anderen Zeichnung des Hamburger Kupferstichkabinetts (Inv.-Nr. 21224). Hier befindet sich im linken Bereich noch ein sich liebendes nacktes Paar, was womöglich auf eine länglichere Vorlage hindeutet. Diese Zeichnung kann überzeugend mit Girolamo da Carpi in Verbindung gebracht werden, der bekanntermaßen zahlreiche Zeichnungen nach der Antike angefertigt hat.
David Klemm
1 Hierauf deutet ein Bleistiftnotat in dem von Harzen angelegten Inventar seiner Sammlung hin.
2 Kartonnotiz.
3 Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 1970-T-45; vgl. James Byam Shaw: The Italian Drawings of the Frits Lugt Collection, 3 Bde., Paris 1983, I,
S. 388, Nr. 39, Disegni di Scuola Bolognese e Lombarda della Collezione Frits Lugt: Emilia Romagna, Lombardia, Genova e Napoli, Ausst.-Kat. Florenz, Istituto Universitario Olandese di Storia dell’Arte, Florenz 1988, S. 36, Nr. 74.