Caspar David Friedrich

Die Luisenquelle in Frederiksdahl, 1797

Das am 6. August 1797 entstandene Aquarell ist das letzte in einer Reihe von Darstellungen von Brunnenmonumenten in der Umgebung von Kopenhagen (vgl. Kat. 1916-147), die von ihrer Konzeption her eher topographisch anzusehen sind, doch reflektieren sie auch den von Christian Hirschfeld 1779 in seiner „Theorie der Gartenkunst“ beschriebenen, in Dänemark damals beliebten Gartentyp.
Die topographische Bestimmung des Brunnendenkmals ist Börsch-Supan zu verdanken, der das Monument als Quelle im Park des Schlosses Frederiksdahl nordwestlich von Kopenhagen identifizierte. Die Quelle war 1791 zum Dank an Christina Luise von Warnstedt (1741-1813), einer Schwester der Besitzerin von Frederiksdahl, Sophie Hedvig Schulin (geb. Warnstedt), zu deren Lebzeiten als Brunnenanlage gestaltet worden, die gleichzeitig auch als Denkmal fungierte.
Friedrich hat das Monument innerhalb der baumreichen Parklandschaft bildmittig im Zentrum der Darstellung platziert, doch erhält es nicht das kompositorische Gewicht eines Zentrums. Vielmehr tritt es hinter den hohen Bäumen zurück und erhält durch die beiden Wanderer, von denen einer auf das Monument weist, eher idyllischen Charakter, der von den Idyllen Salomon Gessners nicht unbeeinflusst sein dürfte. Das alte „et in arcadia ego“-Thema klingt darin an, und zeigt bereits früh Friedrichs Neigung, Landschaft allegorisch aufzufassen. Erstmals lässt sich hier Friedrichs Affinität zu Gräbern und Denkmälern in Landschaften feststellen, auch wenn der vedutenhafte, dabei auch leicht anekdotische Charakter der Darstellung überwiegt.
Der Vergleich mit einem 1800 entstandenen Aquarell von Søren Laessøe Lange, das die Luisenquelle nahezu frontal zeigt (Anm.1), dass Friedrich das klassizistische Monument sehr genau wiedergibt. Der Vergleich verdeutlicht auch, wie unorthodox Friedrich sich dem Gegenstand nähert, allerdings sind die Schwierigkeiten, die er mit Perspektive und Proportionen hat, unübersehbar. Dies erweist gleichermaßen das insgesamt sehr gedrungen wirkende Monument wie auch die links daneben erscheinende Laube, von der nicht wirklich ersichtlich wird, dass sie in gerade Linie hinter dem Quellmonument stand. Auch die überlängten Staffagefiguren gehören in diesen Zusammenhang der Frühzeit, die Börsch-Supan mit Friedrichs Lehrer in der Landschaftsmalerei, Christian August Lorentzen, in Zusammenhang gebracht hat. (Anm.2) Sein Einfluss dürfte auch in dem besonderen Zeichenstil greifbar sein, der sich durch die Kombination der konturierenden Federzeichnung mit dem flächig aufgefassten Aquarell auszeichnet. Börsch-Supan hat zu Recht darauf hingewiesen, dass diese Linie und Fläche kombinierende Manier dem Vedutenstich entstammt und einen Brief von Dahl angeführt, dem zufolge Friedrich in Kopenhagen dem Stecher Georg Haas geholfen habe, Landschaften nach Erik Pauelsen und Lorentzen zu kolorieren. (Anm.3) Es erscheint möglich, dass sich Friedrich auf diese Weise seine Manier angeeignet hat, die in ihrer bunten, aber zurückgenommenen und gedämpften Farbigkeit kolorierten Drucken nahekommt.

Peter Prange

1 Søren Laessøe Lange, Luisenquelle, 1800, Kopenhagen, Bymuseum, vgl. Kluge 1993, S. 24, Abb. 4.
2 Börsch-Supan 1973, S. 16.
3 Börsch-Supan 1973, S. 16.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun und Aquarell über Bleistift, Rahmen: Pinsel in Schwarz 292mm x 242mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1916-146 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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