Franz Werner von Tamm, Zeichner

Kopf eines bellenden Hundes, um 1700

Das suggestive Blatt eines bellenden Hundes, der seinen Kopf durch zwei Stangen steckt, ist von späterer Hand wohl erst im 19. Jahrhundert dem Hamburger Maler Franz Werner Tamm zugeschrieben worden.(Anm. 1) Das Blatt lässt sich aber mit keinem seiner für ihn gesicherten Gemälde in Verbindung bringen, weshalb Hatschek das Blatt nur als fragliche Zuschreibung aufgenommen hat. Kacprzak hat sich für eine Zuschreibung an Tamm ausgesprochen und das Blatt an den Anfang der 80er Jahre datiert, ohne dies allerdings näher zu begründen. Seine Annahme, das Blatt stamme aus einem Skizzenbuch, das Tamm verwendet habe, als er von Hamburg nach Rom ging, kann nicht überzeugen. Tatsächlich lässt sich für eine solche Datierung kein Anhaltspunkt finden, denn vergleichbare Zeichnungen sind selten. Ein Blatt mit der Taufe des Eunuchen in Frankfurt, das Tamm bereits 1672 als 14-jähriger zeichnete (Anm. 2), ist stilistisch nicht vergleichbar, da es Entwurfszeichnungen von Matthias Scheits für die Sternsche Bibel nahesteht. Die Studie zweier kohlfressender Kaninchen, die Garzarolli-Thurnlackh Tamm zugeschrieben hat (Anm. 3), steht dem Hamburger Blatt stilistisch zwar näher, ist allerdings in der Verwendung des blauen Papiers und dem locker aufgetragenen Strich noch malerischer aufgefasst, zudem ist es nicht datiert. Einzig ein Tamm traditionell zugeschriebenes, bildmäßig ausgearbeitetes Blatt mit der Darstellung eines Wildstilllebens, das sich vor einigen Jahren im Berliner Kunsthandel befand (Anm. 4), entspricht in der Technik und zeichnerischen Auffassung dem Hamburger Blatt, allerdings lässt es sich ebenfalls mit keinem für Tamm gesicherten Gemälde in Verbindung bringen. Die gleiche Art aber, Hintergrundflächen in Schraffuren anzugeben, um das Stilleben bzw. den Hund hervorzuheben, ist für beide Blätter charakteristisch, weshalb an der Zuschreibung an Tamm festzuhalten ist.

Peter Prange

1 Allerdings nicht erst von Ernst Rump, wie Kacprzak 2003, S. 47 annimmt, denn das Blatt ist bereits 1889 als Werk Tamms in die Kunsthalle gekommen.
2 Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 13658, vgl. Edmund Schilling: Städelsches Kunstinstitut Frankfurt am Main. Katalog der deutschen Zeichnungen. Alte Meister, München 1973, S. 90, Nr. 546, Taf. 101.
3 Karl Garzarolli-Thurnlackh: Die barocke Handzeichnung in Österreich, Zürich-Wien-Leipzig 1928, S. 33–34, Abb. 16. Das Blatt befand sich ehemals in den Sammlungen der Fürsten von Liechtenstein, zuletzt versteigert bei Christie’s London am 7.7.1998, Nr. 46.
4 Kunst des 15.–19. Jahrhunderts, Auktion 72, 27.11.1998, Galerie Gerda Bassenge, Berlin 1998, S. 131, Nr. 5462, Abb. Eine zuletzt Tamm zugeschriebene „Studie dreier Windhunde“, die sich ebenfalls im Kunsthandel befand, dürfte wesentlich später entstanden sein, vgl. Alte Kunst. Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Auktion 889, 20.5.2006, Kunsthaus Lempertz, Köln 2006, S. 249, Nr. 1298.

Details zu diesem Werk

Rötel 228mm x 266mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1915-361 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback
Weitere Werke von
Franz Werner von Tamm