Georg Jacob Felsing, Stecher
nach Friedrich Overbeck, Maler

Maria und Elisabeth mit Jesus und Johannes, 1840

Georg Jacob Felsing war der Sohn des Kupferstechers Johann Conrad Felsing und Bruder des ebenfalls in diesem Metier tätigen Johann Heinrich Felsing. Er studierte Kupferstechkunst ab 1822 an der Mailänder Brera bei dem berühmten Giuseppe Longhi (vgl. Inv-Nr. 50007) und bereiste von dort aus Italien, u.a. 1829 Rom und Neapel. 1832 kehrte Felsing in seinen Geburtsort Darmstadt zurück, wo er zum Hofkupferstecher und 1854 zum Professor ernannt wurde. (Anm. 1)
Friedrich Overbecks 1825 entstandenes Gemälde Maria und Elisabeth mit Jesus und Johannes (Anm. 2) setzt die genaue Kenntnis der Madonnenbilder Raffaels voraus. Kompositorisch scheint Raffaels Münchner Heilige Familie aus dem Hause Canigiani mit ihrem streng symmetrischen Bildaufbau, in der eine mittlere Figurengruppe von einer stehenden Figur in der mittigen Bildachse überragt wird und dabei der Raum bis in die unteren vorderen Ecken ausgefüllt wird, Pate gestanden zu haben (Inv-Nr. kb-1905-103-37). Wobei hier ikonographisch durchaus ungewöhnlich ist, dass der hl. Joseph von dem Familientreffen ausgeschlossen wurde. Doch es handelt sich nicht um eine Kopie nach Raffael, sondern nur um einzelne anverwandelte formale Anklänge, die zeigen wie genau sich Overbeck in die Malerei Raffaels einfühlen wollte und konnte. Die kniende Figur des hl. Johannes erinnert an die hl. Elisabeth in der genannten Hl. Familie Canigiani in München (Anm. 3). Der kleine Jesusknabe scheint der Madonna mit dem Distelfink in den Florentiner Uffizien (Anm. 4) entlehnt zu sein, während man die Hand, die er seiner Mutter entgegenstreckt in Raffaels Schöner Gärtnerin (Belle jardinière) im Pariser Musée du Louvre5 zu finden meint.
Overbeck wiederholte 1835 – leicht verändert – seine frühere Komposition in einer Sepiazeichnung (Anm. 6), die Felsing als Vorlage für seine gelungene Umsetzung in den Kupferstich diente, der dementsprechend vom Gemälde des Jahres 1825 in wenigen Details abweicht.
Andreas Stolzenburg

Apell 1880, S. 141, Nr. 4 II (von IV); Thieme/Becker 11, 1915,
S. 378 (Beitrag Friedrich Noack)

1 Zur Kupferstecherdynastie der Felsings, die in der Enkelgeneration mit den Söhnen von Otto Felsing, Wilhelm und Friedrich Felsing ihre Druckerei 1875 nach Berlin verlegten und dort noch die Tiefdruckgraphiken von Max Klinger, Max Liebermann und Käthe Kollwitz druckten, siehe Franke 1897; Ausst.-Kat. Darmstadt 1987.
2 Öl auf Leinwand, 146,4 x 101,7 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, Inv.-Nr. WAF 754; erworben 1857 durch König Ludwig I. aus der Sammlung des Grafen Schön
3 1506/07, Öl auf Pappelholz, 131 x 107 cm, München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek; Meyer zur Capellen 2001, S. 227–232, Nr. 30.
4 1506, Öl auf Holz, 107 x 77,2 cm, Florenz, Galleria degli Uffizi; ebd., S. 219–222, Nr. 27.
5 1507/08, Öl auf Pappelholz, 122 x 80 cm, Paris, Musée du Louvre; ebd., S. 257–263, Nr. 35.
6 Überliefert durch Howitt 1886, Bd. 2, S. 408.

Details zu diesem Werk

Kupferstich und Radierung; fest aufgewalzt auf Velin 523mm x 374mm (Bild) 564mm x 402mm (Blatt) 564mm x 405mm (Platte) 782mm x 550mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 17232 Sammlung: KK Druckgraphik, Deutschland, 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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