Samuel Amsler, Radierer
nach Friedrich Overbeck, Maler
Wendelin Wick, Drucker

Triumph der Religion in den Künsten, 1848

Der aus der Schweiz gebürtige Reproduktionsgraphiker Samuel Amsler war ab 1810 Schüler des bekannten Kupferstechers Johann Heinrich Lips in Zürich, studierte dann in München weiter, um 1816 für längere Zeit nach Rom zu reisen und dort die alten Meister zu studieren. (Anm. 1) Hier schloss er enge Freundschaften mit dem Kreis der nazarenischen Lukasbrüder um Friedrich Overbeck. 1829 kehrte er als Professor an die Kunstakademie nach München zurück. Er ist einer der wichtigsten nazarenischen Kupferstecher, seine bedeutendsten Schüler waren Heinrich Merz (vgl. Inv-Nr. 71882) und Wilhelm von Kaulbach.
Amsler reproduzierte in hoher drucktechnischer Qualität eine Reihe von Werken Overbecks. Zu seinen Hauptwerken zählen die Stiche von 1835 nach Overbecks Zeichnungen von Bertel Thorvaldsens Marmorfries Der Einzug Alexanders des Großen in Babylon (Anm. 2) und der vorliegende große, 1848 vollendete Kupferstich nach Friedrich Overbecks Triumph der Religion in den Künsten (vgl. Inv-Nr. HK-2491) (Anm. 3). Amsler konnte Overbecks Programmbild, bevor es 1841 nach Frankfurt ins Städelsche Kunstinstitut gelangte, bereits 1840 in dessen römischem Atelier sehen und studieren. Er reproduzierte es in Overbecks Auftrag neben dem vorliegenden, erst 1851 postum als Kupferstich veröffentlichten Blatt, auch schon 1841 in Form einer einfachen Umrisslinienradierung, um das Bild parallel zur öffentlichen Präsentation in Frankfurt bereits überregional bekannt machen zu können. (Anm. 4) Begleitet wurde der Stich von einer von Overbeck selbst verfassten ausführlichen Erklärung des Programms5, das mit seiner Abwendung von der antiken Kunst und dem Ausschluss der nachreformatorischen Künstler besonders bei Friedrich Theodor Vischer auf heftige Kritik stieß. (Anm. 6)
Hier sei nochmals – augenfällig verdeutlicht durch die gegenüber dem Hamburger Grisaillebild (Inv-Nr. HK-2491) (Anm. 7) klarere graphische Wiedergabe Amslers – auf Overbecks programmatische Rückgriffe auf die bei den Lukasbrüdern als Ideal angesehenen Figurenkompositionen Raffaels hingewiesen. Die Gruppe um den mittels eines kirchlichen Architekturgrundrisses seine Schüler lehrenden Meisters Anton Pilgram von Wien ist beispielsweise eine direkte Aufnahme der an selber Stelle im Fresko von Raffaels Schule von Athen zu findenden Figurengruppe um den Mathematiker Euklid und seine lauschenden Schüler. Neben Raffael auf der linken Seite, der nicht weit entfernt von Dante zu finden ist, postierte sich Overbeck selbst sowie seine Lukasbrüder Philipp Veit und Peter Cornelius, was er in seiner Erklärungsschrift allerdings verschwieg. Als Sinnbild auf die notwendige Gottesfürchtigkeit des neuen christlichen Malers setzte Overbeck zentral unterhalb des Brunnens zwei Mönche verschiedener Orden ins Bild.
Andreas Stolzenburg

Ausst.-Kat. Göttingen/Rom 2015, S. 334–335, Nr. 74b (Beitrag
Ines Barchewicz)

1 Zu Amsler siehe Ziegler 1850.
2 Herausgegeben von Dr. Hermann Lücke, verlegt von Alphons Dürr; Exemplar der dritten Auflage von 1870 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr. kb-1863-85-316-1 bis 21.
3 Ausst.-Kat. Göttingen/Rom 2015, S. 323–333, Nr. 74a (Beitrag Ines Barchewicz).
4 Inv.-Nr. 16484e.
5 Overbeck [1840]; vgl. Howitt 1886, Bd. 2, S. 61–72.
6 Vischer 1841.
7 Ausst.-Kat. Lübeck 1989, Abb. S. 151.
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Details zu diesem Werk

Radierung [und Kupferstich?] 770mm x 678mm (Bild) 815mm x 730mm (Platte) 985mm x 800mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 16484d Sammlung: KK Druckgraphik, Deutschland, 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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